Algerien/Marokko – eine zwiespältige Beziehung

von Birgit Manzke

„Es liegt was in der Luft“ – möchte man meinen, wenn man die Beziehung zwischen Algerien und Marokko näher betrachtet. Unterschwellig oder ganz offen, kommt immer wieder Feindseligkeit zum Tragen. Als Liebhaber beider Länder, wird man quasi ständig mit diesem Thema konfrontiert und genötigt Stellung zu beziehen – sowohl auf der einen, als auch auf der anderen Seite. Es sind die kleinen Dinge des Lebens, die so viel verraten. Ein Fußballspiel in Marokko, bei dem marokkanische Fans pfeifen, wenn die algerische Nationalhymne gespielt wird oder ein algerisches Stammlokal in Düsseldorf, wo sich – zum gleichen Anlass, eine kleine Gruppe Marokkaner niederlässt, um Provokationen freien Lauf zu lassen. Dieses Foto aus Tanger spricht für sich und könnte quasi in jeder marokkanischen Stadt aufgenommen worden sein, willkommen ist eher Europa als Algerien. Zum Beginn des arabischen Frühlings, versuchte man – auf Führungsebene beider Länder, eine Kehrtwende einzuläuten. Sowohl die marokkanischen als auch die algerischen Medien waren instruiert, ihrem unmittelbaren Nachbarn etwas Positives abzuringen, doch der – über jahrzehntelang geschürte – Hass ist nicht so einfach aus den Köpfen der Menschen zu verbannen und lässt sich auch durch die Medien nicht innerhalb kürzester Zeit steuern. Algerien und Marokko sind vom arabischen Frühling fast unberührt und eine Ausbreitung will man auf beiden Seiten vermeiden, also sollte wohl eine Art Zwangsliebe entstehen. Dieses Anfang Februar aufgenommene Foto, spiegelt eine Momentaufnahme wieder und somit eine erneute Distanzierung zu Algerien, wo es im Januar zu Entführungen – ausländischer Mitarbeiter von BP, durch Terroristen kam. Nur wenige Tage vor dieser Aufnahme, waren dort noch zwei weitere arabische Flaggen gehisst unter anderem die tunesische, von der algerischen keine Spur. Wenn sich politisch der Wind dreht, wechseln auch die Flaggen an öffentlichen Plätzen – so scheint es. Das Volk ist irritiert und verwirrt, wie soll man diesen Hickhack einordnen? Man kocht derzeit politisch auf beiden Seiten sein eigenes Süppchen und hofft, dass das Volk nicht mitdenkt.  Die antrainierte Feindseligkeit vergangener Jahrzehnte, zieht sich durch alle Schichten der Gesellschaft, sowohl in Marokko als auch in Algerien. Bi-nationale Ehen zwischen Marokkanern und Algeriern haben es schwer zu bestehen oder Anerkennung zu finden. Der algerische Künstler Mohamed Lamine – welcher mit einer Marokkanerin verheiratet ist, äußerte sich zu diesem Thema vor einiger Zeit auf seiner Facebook-Seite, er rief seine Landsleute dazu auf, zumindest auf seiner Page Abstand von Angriffen auf marokkanische Fans zu nehmen, er sei zwar Algerier aber im Herzen Maghrebiner und sehr glücklich mit seiner marokkanischen Frau. Auf beiden Seiten so viel Hass und man erkennt scheinbar den Zahn der Zeit nicht, dass es dringend notwendig ist sich zusammenzuschließen, um ein Gleichgewicht zum übermächtigen Westen herzustellen.

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